
Wie Mauerbienen sehen und fühlen
- Posted by Holger Thissen
- On 12 Okt, 2020
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Liebe Freunde der wilden Bienen! Ich bin Corni, die Mauerbiene. Folge mir durch den Tag und ich zeige dir, wie ich die Welt mit meinen fünf Sinnen wahrnehme: Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Fühlen. Auch wenn ich die gleichen Sinne habe wie du, wirst du feststellen, dass wir die Dinge nicht auf die gleiche Weise sehen und fühlen. Komm mit!
Und schon wieder beginnt ein schöner, neuer Tag. Die Sonnenstrahlen wärmen meine kleinen Antennen und laden mich dazu ein, gleich wieder auf Blütensuche zu gehen. Ich wache noch ein wenig verschlafen auf und strecke den Kopf aus dem Eingang meiner Niströhre, in der ich die Nacht verbracht habe. Ich spüre bereits, wie meine Antennen die feinen Vibrationen in der Luft auffangen.
Zum Sehen mache ich meine Facetten-Augen weit auf
Der Hunger macht sich bemerkbar. Ich öffne meine 5000 Augen auf der Suche nach Pollen und Nektar. Damit kann ich mir ein Bild von meiner Umgebung machen – ausgehend von verschiedenen Elementen, die ich alle einzeln eingefangen habe. Wenn du mich betrachtest, siehst du nur zwei große Augen mit Facetten. Diese bestehen aber aus zahlreichen einfachen sechseckigen Augen. Schließlich sehe ich fast 360° rundherum, das ist praktisch.
Direkt vor mir: ein Feld mit bunten Blumen! Ich kann diese einfach ausfindig machen, weil ich die Farben nicht auf die gleiche Weise sehe wie du: das Grün geht ins Gräuliche. Dadurch kann ich meine Futterquellen in der Landschaft noch besser erkennen. Rot erkenne ich nicht – dafür erkenne ich ultraviolettes Licht. Und häufig leuchten Blumen besonders stark im ultravioletten Licht, denn sie wissen, dass wir Bienen dieses Licht sehr gut sehen.
Besondere Augen helfen beim Fliegen
Gleich starte ich zu meinem Frühstücksflug: 3-2-1, los! Ich hebe ab. Es ist Zeit, mich zu stabilisieren. Dazu helfen mir zusätzliche Augen, die mit meinem Gleichgewichtsorgan verbunden sind. Mit diesen drei einfachen Augen (oder Augenflecken) zwischen meinen beiden Facettenaugen kann ich meinen Flug in Bezug auf den Horizont stabilisieren.
Ich kann die visuelle Information verarbeiten, die sehr rasch vor mir vorbeizieht. Somit kann ich meine Schwestern um mich herum und die Landschaft, die ich überfliege, klar sehen.
Über verschiedene Teile meines Körpers spüre ich den Geschmack
Ich setze mich auf eine der Blumen, die ich vorher aufgespürt habe. Das ultraviolette Licht, das auf gewissen Teilen der Blume zu sehen ist, führt mich zum Nektar. Hmm, der ist so gut und gibt Kraft! Stell dir vor, du könntest die Nahrungsmittel einfach mit deinen Händen spüren. Für dich geht der Geschmack über den Mund und die Nase. Bei mir sind es die zahlreichen Teile meines Körpers, die den Geschmack wahrnehmen. Das funktioniert mit Chemorezeptoren, die sich an verschiedenen Stellen wie den Mundwerkzeugen oder sogar den Beinen befinden. Die Chemorezeptoren sind Sinnesorgane, die chemische Verbindungen erkennen können. Also das, was wir Schmecken und Riechen nennen.
Ui, was ist das für ein Duft? Ich spüre Aromen, die mich überwältigen. Fühlst du nichts? Das muss sein, weil ich den Geschmack von Wachs, Blumen und anderen für mich wichtigen Gerüchen viel besser wahrnehme als du. Ah, jetzt weiß ich Bescheid. Es ist die andere Blume dort drüben, die so gut riecht. Komm, wir gehen sie probieren!
Mit meinen Fühlern nehme ich auch feinste Vibrationen wahr
Ich fliege weiterhin die Lieblingsblumen an, die ich mit meinen fünf geschärften Sinnen aufspüre. Aber wer ist dieses junge Männchen, das auf meiner Blume landet? Sieht nicht schlecht aus mit seinem kleinen weißen Bärtchen! Es nutzt seine Antennen, um zu kommunizieren und mir den Hof zu machen! Jedes Männchen produziert andere Vibrationen, und so kann ich erkennen, ob es gesund und stark ist. Mit diesem energiegeladenen Männchen will ich mich paaren.
Unser Rendez-vous ist vorbei und ich gehe alleine weiter auf Blütensuche. In der Ferne hört man einen Traktor. Was für ein Lärm. Einige meiner Haare sind so sensibel, dass sie auf die Schallwellen in der Luft reagieren. Ich habe keine Trommelfelle wie du, aber ich reagiere sehr empfindlich auf Vibrationen. Meine Antennen erlauben es mir auch, die Vibrationen des Geräuschs zu empfangen.
In deiner Gesellschaft habe ich nicht gemerkt, wie die Zeit vergeht. Es wird schon langsam dunkel. Meine drei Augenflecken erlauben es mir auch, hell und dunkel zu unterscheiden. Es ist Zeit, nach Hause zu fliegen und in meinem gemütlichen BeeHome die Nacht in meinem Niströhrchen zu verbringen. Gute Nacht. BzzZZz
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