Beherztes Engagement für die Wildbienen

Beherztes Engagement für die Wildbienen

Der Schweizer Franz Hollinger hat vor drei Jahren den beherzten Plan gefasst, den Außenraum aller ZKB-eigenen Filialen wildbienenfreundlich umzugestalten. Drei Jahre später kann die Zürcher Kantonalbank (ZKB) bereits das zehnte biodiverse Wildbienenparadies eröffnen. Der umtriebige Immobilienportoliomanager steckt viele Menschen mit seiner Begeisterung an und findet: Biodiversitätsförderung sollte heute für jedes Unternehmen selbstverständlich sein! Den Anfang nahm alles mit einem selbst gezimmerten Wildbienenhotel und einer wissensdurstigen Viertklässlerin: seiner Tochter Elin.    

Franz Hollinger arbeitet seit rund zehn Jahren bei der Zürcher Kantonalbank. Auf seiner Visitenkarte steht «Real Estate Manager». Genauso gut könnte dort aber auch stehen: "Real Life Initiator" – ist er doch der Begründer von 32 Wildbienenparadiesen, die in den kommenden Jahren an allen ZKB-eigenen Filialstandorten angelegt werden. Wildbiene + Partner (unsere Schweizer Muttergesellschaft) gestaltet dort biodiverse Flächen mit diversen Nisthilfen für Wildbienen, die auf dem Prinzip der Permakultur beruhen. Das größte bisher realisierte Wildbienenparadies umfasst stolze 2000 Quadratmeter und wird diesen Frühling in Kloten eingeweiht. 

BeeParadise ZKB
Kleine Wildbienen-Helding baut Nisthilfe

Am Anfang dieser Geschichte steht jedoch nicht Franz Hollinger als Wildbienen-Held, sondern eine süße kleine Wildbienen-Heldin: Seine damals neunjährige Tochter Elin, die im Rahmen eines Schulprojekts in der vierten Klasse ein Wildbienenhotel geplant und selbst gebaut hat. Er unterstützte sie tatkräftig beim Hämmern, Kleben und Sägen – als naturbewusster Mensch wurde dabei seine Neugier geweckt. Der Immobilienexperte begann sich im Internet über die Wildbienen schlau zu machen – und war fasziniert von den unscheinbaren Geschöpfen und ihrer Schlüßelfunktion im Kreislauf der Biodiversität.

Biodiverse Blütenpracht als Blickfang 

Eine Idee nahm in seinem Kopf Gestalt an – und er handelte: Im Außenbereich der ZKB-Filiale in Eglisau durfte er nach Absprache mit den Verantwortlichen mit eingesetzten Pflanzenziegel die ersten drei kleinen Wildblumeninseln anlegen. Bereits im ersten Sommer summte und brummte es vor Leben. Die biodiverse Blütenpracht zog Wildbienen an, die sich den Nektar schmecken ließen und Kund:innen sowie Mitarbeitende erfreuten sich an der Farbenpracht, wo vorher jahrelang nur eintöniger Rasen gewesen war. 2019 erfolgte das wegweisende Pilotprojekt mit Claudio Sedivy und Wildbiene + Partner mit einem 300 Quadratmeter großen Pilot-Wildbienenparadies vor der Filiale in Männedorf. Das Projekt kam sehr gut an, gleichermaßen bei Bankkunden und Mitarbeitenden. "Ich stellte das Projekt zur Förderung der Wildbienen unter anderem im Intranet vor, was sehr viele positive Reaktionen hervorrief", sagt Franz Hollinger. Er sei immer Schritt für Schritt vorgegangen, ihm sei wichtig gewesen, nirgends mit der Tür ins Haus zu fallen, betont er. Diese umsichtige Herangehensweise sieht er rückblickend als einer der Erfolgsfaktoren des Projekts. 

ZKB-Wildbienenparadies Männedorf

Doch auch wer bewusst kleine Schritte macht, muss irgendwann zum großen Sprung ansetzen: Für Franz Hollinger war es die Präsentation seiner Projektidee in der oberen Führungsetage des Unternehmens. Er, der sich als Immobilienportfoliomanager vorwiegend mit der Strategie der Betriebsliegenschaften auseinandersetzt, hatte den ambitionierten Plan gefasst, den Außenraum aller ZKB-eigenen Filialen wildbienenfreundlich und biodivers umzugestalten. "Ich habe mich sehr gut vorbereitet und die Geschichte des Pilotprojekts in Männedorf in ein gezieltes Storytelling verpackt", so Franz Hollinger. "Aber natürlich habe ich mit Gegenwind gerechnet – immerhin ging es um eine Investition. Meine Mitarbeiterin und ich hatten deshalb auch einen Plan B im Ärmel", sagt er. Was dann geschah, war für ihn und seine Mitarbeiterin unerwartet und positiv: Die Verantwortlichen der oberen Führungsetage gaben sofort grünes Licht für das Projekt – und zwar vorbehaltlos für alle Standorte der betriebseigenen Liegenschaften.

Wildbienenparadiese vor der Haustür

Etwas geholfen habe ihm wahrscheinlich, dass damals gerade der Bericht "Nature is too big to failvon der Unternehmensberatung Pricewaterhouse Coopers in Zusammenarbeit mit der Umweltschutzorganisation WWF Schlagzeilen machte. Dieser besagt, dass der Verlust der Biodiversität die Finanzmarktstabilität gefährdet und rasches Handeln angesagt ist. "Ich fühlte mich von den Führungskräften meines Arbeitgebers von Anfang an sehr ernst genommen. Als umweltbewusste Menschen verstanden sie sofort, worum es ging" – und gaben ihm mit ihrem Segen letztendlich die Legitimität für seinen engagierten Einsatz für die Wildbienen. «Biodiversität sichtbar und erlebbar zu machen – und zwar direkt vor der eigenen Haustür – das überzeugte die Stake Holder», so Franz Hollinger. 

Bereits zehntes Wildbienenparadies fertiggestellt

Die Finanzierung des Projekts war gesichert – dennoch hatte die Überzeugungsarbeit bei den verschiedenen Akteuren eben erst begonnen. Unwissenheit und Skepsis müssen ausgeräumt,  Bedenken entkräftet werden – hierfür ist Aufklärungs- und Überzeugungsarbeit notwendig. Der Klassiker: Bienen sind gefährlich, sie stechen. Oder die Annahme, dass ein biodiverses Wildbienenparadies im Unterhalt hohe Kosten verursacht. Es ist jedoch genau umgekehrt: Er ist im Unterhalt günstiger, weil einheimische Wildpflanzenarten längerfristig weniger pflegeintensiv sind als zum Beispiel ZiersträucherAuch aus dem Nachhhaltigkeitsgedanken heraus ist es Franz Hollinger sehr wichtig, die Hauswartung von Anfang an mit ins Boot zu holen und sie für die Sache der Wildbiene und der Biodiversität zu gewinnen.

 

Yannick BeeParadise Regensdorf Mai 2022

An manchen Standorten müssen auch häufig Themen wie Sicherheit und Reinigung in die Überlegungen miteinbezogen werden. «Wenn wir eine Fläche entsiegeln, muss die Sicherheit weiterhin gewährleistet bleiben – und die Putzmannschaft muss weiterhin mit ihren großen Maschinen ans Gebäude heranfahren können.» Das Know-how liege aber nicht bei ihm, sondern bei Wildbiene + Partner – seine Rolle sieht er darin, die verschiedenen Akteure zusammenzubringen.

 

Das macht er mit so viel ansteckender Begeisterung, dass diesen Frühling bereits das zehnte Wildbienenparadies eröffnet wird. Bis zum Abschluss des Projekts im Jahr 2023 werden insgesamt 32 Eldorados für Wildbienen auf über 6500 Quadratmetern zum Blühen gebracht. 

Private Initiativen dank Wildbienenparadiesen

Dass sich die Voraussetzungen an jedem Standort stark unterscheiden, macht das Projekt zwar organisatorisch aufwändig – und ist in seinen Augen dennoch ein großes Glück. "Auf diese Weise erzielen wir eine optimale Breitenwirkung. Ich bin selbst erstaunt darüber, dass sich aus unserem Engagement für die Wildbienen laufend neue private Initiativen entwickeln." So bringen sich an gewissen Standorten die Schülerinnen oder Schüler des örtlichen Schule ein, es sind Schulungen zur Biodiversitäts-Sensibilisierung auf Initiative einer Umweltschutzorganisation in Planung – ja gar eine Anfrage des Kantons landete bei Franz Hollinger auf dem Tisch.

Immer wieder sind es auch die Mitarbeitenden selbst, die mitdenken und sich einbringen – auch aus Unternehmensbereichen fernab der Filialen. «So fängt es an zu leben!», sagt Franz Hollinger. Zudem ergeben sich aus der wildbienenfreundlichen Gestaltung der Außenflächen bereits weitere verwandte Themen, zum Beispiel die Frage nach der optimalen Begrünung eines Flachdachs oder einer Fassade bei Erneuerungen. Erster Ansprechpartner im Zusammenhang mit biodiversitätsfördernder Umgestaltung ist stets Franz Hollinger. "Dabei bin ich mit der Zeit immer kompromissloser geworden", sagt er über sich. Das Wildbienenhotel übrigens, das er damals mit seiner Tochter gebaut hat, befindet sich nach wie vor an der gleichen Stelle in seinem Garten – und ist dicht bevölkert mit Wildbienen. Dass die Zeit dennoch vergeht, sieht er vor allem an seiner Tochter Elin: Die kleine Wildbienen-Heldin von damals ist heute 17 Jahre alt und gerade im Schulaustausch in Kanada.  

 

Über Franz Hollinger

Franz Hollinger ist Immobilienportfoliomanager bei der Zürcher Kantonalbank und Initiant von 32 biodiversen Wildbienenparadiesen, die bis 2023 auf über 6500 Quadratmetern zum Blühen gebracht werden. Das zehnte ZKB-Wildbienenparadies wird diesen Frühling in Kloten eröffnet. Der 54-Jährige ist Familienvater von drei erwachsenen Kindern und wohnt in Baden. 

Bienenhotel bei Franz Hollinger    Franz Hollinger


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