Wollbienen: mal kuschelweich, mal knallhart

Wollbienen: mal kuschelweich, mal knallhart
Wollbienen sind die Exoten unter den Wildbienen: Für ihren Nachwuchs mögen sie es flauschig weich. Doch wenn es um Weibchen geht, verteidigen die Männchen ihr Revier mit harten Bandagen.

Warum heißen diese Wildbienen Wollbienen? Das liegt an ihrer Art, Nester zu bauen. Wollbienen legen ihre Eier auf eine Art Wolle. Diese kommt aber nicht von Schafen, sondern von Pflanzen. Genauer gesagt von den Haaren, die auf vielen Blättern wachsen.

Diese dienen den Pflanzen zur Abwehr von Insekten, werden aber von Wollbienen gezielt geerntet. Dafür suchen die Wollbienen sich nur sehr haarige Pflanzen aus, etwa Woll-Ziest oder Quitten. Diese Haare werden dann ins Nest gebracht und der Pollen sowie das Ei darin versteckt (manchmal auch in Kombination mit anderen Materialien wie Erde oder Steinchen). Da die Wollbienen nicht immer auf denselben Pflanzenarten Pollen und Wolle sammeln können, brauchen sie mehrere Pflanzenarten, um sich wohlzufühlen.

Neben ihrem besonderen Baumaterial fallen die Wollbienen (besonders Anthidium manicatum, die Garten-Wollbiene) durch ihr territoriales Verhalten auf. Die Männchen besetzen kleine Territorien – oft weniger als einen Quadratmeter groß mit Pflanzen wie Ziest oder Salbei – und verteidigen diese energisch gegen andere Insekten. Sie patrouillieren ständig auf und ab, wobei sie immer wieder an einer Stelle in der Luft verharren (was bei Bienen sehr selten zu beobachten ist). Andere Insekten, die in das Territorium eindringen, greifen die Wollbienen sofort an. Sie rammen große Insekten wie Honigbienen und Hummeln von der Seite und attackieren sie mit den Mandibeln oder den drei spitzen Dornen am Hinterleib. Auf dem Bild siehst du, wie ein Wollbienen-Männchen eine Honigbiene aus seiner Paarungszone vertreibt.

Dies kann durchaus zu Verletzungen bei den anderen Insekten führen. Andere Wollbienen-Männchen werden in der Luft gepackt, und es kommt zu einer Art Ringkampf im Flug. Die Männchen geben erst auf, wenn sie die den Eindringling verjagt haben. Ausgenommen von diesen Angriffen sind nur die Weibchen der Wollbienen. Manchmal kommt es auch vor, dass sich mehrere Männchen ein Revier teilen. Aber es gibt eine klare Hierarchie mit einem dominanten Männchen, das sich als einziges mit den Weibchen paaren darf. Der Rest muss darauf hoffen, dass der Chef ab und zu abgelenkt ist. Dieses Verhalten ist vermutlich der Grund, warum die männlichen Wollbienen größer sind als die Weibchen. Bei den meisten Bienenarten ist das nämlich umgekehrt. Ein großes, starkes Männchen gewinnt eben mehr Kämpfe.

Die Wollbienen zählen zu den spektakulärsten Wildbienenarten. Viele sind sehr auffällig gelb-schwarz oder weiß-schwarz gezeichnet und werden deswegen auch gerne mit Wespen verwechselt. Bei genauem Hinsehen fällt aber auf, dass sie viel kräftiger und pummeliger sind als Wespen, siehe Bild unten.

Wollbienen sind mit 92 Arten auf jedem Kontinent (außer der Antarktis) zu finden. In Europa gibt es 15 Anthidium-Arten, davon 6 in Deutschland.

Die Tiere haben selbst für Bienen ein hohes Wärmebedürfnis und sind erst bei Temperaturen über 16°C aktiv. Deshalb fliegen sie meist erst im späten Juni bis August aus.  Die Gattung ist etwa im Vergleich zu den Scherenbienen nicht sehr spezialisiert und kann auf sehr unterschiedlichen Pflanzen Pollen sammeln. Es gibt aber gewisse Vorlieben für Schmetterlings- und Lippenblütler.

Wenn Sie Wollbienen bei sich zu Hause beobachten wollen, braucht es drei Dinge: geeignete Futterpflanzen, geeignete Pflanzen als Wollquelle und Nistlöcher. Letzteres geht gut in einem BeeHome. Da Wollbienen recht groß sind, nehmen sie nur die größten Röhrchen an. 

 

Steckbrief Garten-Wollbiene

Flugzeit: Juni–August

Größe: Weibchen 11­–12 mm; Männchen 14–18 mm

Futterpflanzen: Garten-Wollbienen können vor allem auf Lippen- und Schmetterlingsblütlern beobachtet werden. Seltener besuchen sie auch den Fingerhut und andere Wegerichgewächse. Besonders beliebt sind Hornklee, Saat-Esparsette, Zieste und Echtes Herzgespann.

Wollpflanzen: Woll-Ziest (Stachys byzantina), Deutscher Ziest (Stachys germanica), Silberraute (Artemisia latiloba), Quitte

Überwinterung: Je nach Jahr eine oder zwei Generationen. Überwintert als Larve.

 


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