Liebe Wildbiene-Freunde! Ich bin's Corni, die Mauerbiene. Folge mir durch den Tag und ich zeige dir, wie ich die Welt mit meinen fünf Sinnen wahrnehme: Riechen, Schmecken, Sehen, Hören und Fühlen. Auch wenn ich die gleichen Sinne habe wie du, wirst du feststellen, dass wir die Dinge nicht auf die gleiche Weise erleben. Komm mit!
Jeder schöne Tag beginnt nach einer Nacht mit gutem Schlaf. Die Sonnenstrahlen wärmen meine kleinen Antennen, auch Fühler genannt, und ich genieße das schöne Wetter, das sich ankündigt. Ich wache auf und strecke meinen Kopf aus dem Eingang der Höhle, in der ich mich für die Nacht niedergelassen habe. Mit meinen Antennen rieche und taste ich, ich nehme damit die feinsten Vibrationen wahr.
Zum Sehen mache ich meine vielen Augen weit auf!
Der Hunger macht sich bemerkbar! Ich öffne meine 5000 Augen auf der Suche nach Pollen und Nektar. Damit mache ich mir ein Bild von meiner Umgebung. Du siehst bei mir nur die zwei großen Komplexaugen mit Facetten, diese bestehen aber aus zahlreichen einfachen sechseckigen Einzelaugen. Schließlich sehe ich fast 360°, das ist praktisch.
Auf 12 Uhr, genau vor mir: Ein Feld mit bunten Blumen! Ich kann diese einfach ausfindig machen, da ich die Farben nicht auf die gleiche Weise sehe wie du: Das Grün geht ins Gräuliche. Dadurch kann ich meine Nahrung in der Landschaft noch effizienter unterscheiden. Rot erkenne ich nicht – dafür unterscheide ich ultraviolettes Licht.
Und auf geht's, ich hebe ab. Dabei helfen mir meine drei kleinen Punktaugen, so genannte Ocellen, die zwischen den zwei Komplexaugen sind. Diese sind mit dem Gleichgewichtsorgan verbunden, und ermöglichen mir so, die Flugbahn zu stabilisieren, so bin ich ganz ohne Turbulenzen in der Luft unterwegs. Also Augen auf und guten Flug!
Mit meinen ganzen Augen kann ich die visuellen Information schnell verarbeiten, selbst wenn diese rasch an mir vorbeiziehen. Ganz deutlich sehe ich meine Schwestern um mich herum und die Landschaft, die ich überfliege.
Über verschiedene Teile meines Körpers spüre ich den Geschmack.
Ich setze mich auf eine der Blumen, die ich vorher aufgespürt habe. Das ultraviolette Licht, das auf gewissen Teilen der Blume zu sehen ist, führt mich zum Nektar. Mmh, der ist so lecker! Stell dir vor, du könntest die Nahrungsmittel einfach mit deinen Händen spüren. Für dich geht der Geschmack über den Mund und die Nase. Bei mir sind es die zahlreichen Teile meines Körpers, die den Geschmack dank Chemorezeptoren wahrnehmen, die sich an verschiedenen Stellen wie dem Mundstück oder den Beinen befinden.
Um zu berühren und zu fühlen setze ich meine Antennen ein.
Ich nehme die Vibrationen wahr, die mir verschiedene Informationen vermitteln.
Ich mache weitere Blumen aus, die mir dank meinen fünf geschärften Sinnen am besten passen. Aber wer ist dieses junge Männchen, das auf unserer Blume landet? Er sieht hübsch aus, mit seiner kleinen weißen Tolle! Er nutzt seine Antennen, um zu kommunizieren und mir den Hof zu machen! Aufgrund unserer Vibrationen wähle ich den Glücklichen aus, der sich mit mir paaren wird. Das ist wie Tinder für Bienen.
Na komm, lass uns andere Blumen finden.
In der Ferne hört man einen Traktor! Was für ein Lärm! Einige meiner Haare sind so sensibel, dass sie auf die Vibrationen der Luft reagieren, die durch das Geräusch erzeugt werden. Ich habe keine Trommelfelle wie du, aber ich reagiere sehr sensibel auf Vibrationen. Meine Fühler erlauben es mir auch, die Vibrationen des Geräuschs zu empfangen. Stell dir vor, wie ich an einem Rockkonzert abgehen würde!
In deiner Gesellschaft habe ich gar nicht gemerkt, wie die Zeit vergangen ist. Es wird schon langsam dunkel. Meine drei kleine Punktaugen erlauben es mir auch, das Licht und die Dunkelheit zu sehen. Es ist Zeit, nach Hause zu gehen und in meinen gemütlichen Unterschlupf zurückzukehren. BzzZZz