Männchen, die sich bei Regen gemeinsam in eine Blüte kuscheln; Flügel, die sich wie bei einem Klettverschluss lösen lassen? Die Welt der Wildbienen steckt voller Geheimnisse. Einige besonders kuriose Fälle findest du hier:
Kuppelbaumeister: Die Schwarze Mörtelbiene (Megachile parietina) baut für jedes Ei eine eigene Kuppel aus Erde und kleinen Steinchen. So kann jede junge Mörtelbienen-Larve im eigenen Kinderzimmer wachsen. Am Ende deckt das baufreudige Weibchen alle Nester mit Mörtel zu, den sie selbst aus Sand und Speichel mischt.
Kleinstaat auf Zeit: Mehrere begattete Weibchen der Gelbbindigen Furchenbiene (Halictus scabiosae) schließen sich im Frühjahr vorübergehend zu einer Brutgemeinschaft zusammen, nachdem sie den Winter in ihrem Geburtsnest verbracht haben. Das größte Weibchen legt als eine Art Königin im Frühjahr Eier ins Erdnest, während die anderen Weibchen Pollen und Nektar für den Nachwuchs sammeln. Noch bevor die Nachkommen der Königin schlüpfen, vertreibt diese ihre bisherigen Arbeiterinnen. Nun legen diese selbst Eier, die sie mit ihrem Nahrungsvorrat versorgen.
Der Trick mit dem Klettverschluss: Auch wenn man es kaum sieht: Wildbienen haben links und rechts je zwei Flügel. Beim Fliegen ist der Vorderflügel mit dem Hinterflügel über eine Hakenreihe fest verbunden, ähnlich einem Klettverschluss. Beim Landen kann die Biene die Flügelpaare entkoppeln.
Unbehaarte Pollenschlucker: Nicht alle Wildbienen transportieren Blütenstaub außen am Körper. Maskenbienen (Hylaeus) haben keine Körperbehaarung und verschlucken Pollen für den Nachwuchs deshalb. Im Nest würgen sie ihn gemeinsam mit dem aufgesaugten Nektar wieder aus.
Blütenkuschler und Stängelbeißer: Schau dich an einem regnerischen Frühlings- oder Sommertag doch mal Glockenblumen oder Malven genau an. Vielleicht findest du Wildbienen, die dort dicht an dicht im Schutz der Blütenblätter schlafen. Andere Schlafplätze sind nicht so einfach zu entdecken, denn manche Wildbienen-Exemplare ruhen sich auf ganz besondere Art aus. Sie beißen sich nachts und bei Regen an Grashalmen oder dünnen Zweigen fest und ruhen sich in dieser Position aus, manchmal auch kopfüber.
Liebesdüfte: Für die Paarung lassen sich Wildbienen-Männchen auch von Düften leiten. Bei Mauerbienen etwa verströmen frisch geschlüpfte, unbegattete Weibchen ein betörendes Aroma. Auf diese Weibchen stürzen sich sofort oft mehrere Männchen, um bei der etwa zweistündigen Paarung zum Zug zu kommen. Begattete Weibchen ändern ihren Duft, damit sie nicht weiter von liebestollen Männchen bedrängt werden und sich um den Nachwuchs kümmern können.
Ein Schneckenhaus als Kinderzimmer: Die meisten Wildbienenarten nisten in der Erde oder in leicht zugänglichen Hohlräumen. Einige Mauerbienenarten legen ihre Eier aber in ganz besondere Hohlräume: leere Schneckenhäuser. Dabei betreiben diese Arten einen Aufwand, der in der Insektenwelt vielleicht einmalig ist. Einen ganzen Tag braucht etwa die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene (Osmia bicolor), um ein einziges Ei mit Pollenvorrat zu versorgen, das Nest zu verschließen und das Schneckenhaus sorgfältig zu tarnen.
Rüpel-Bienen: Wildbienen sind fast immer sehr friedlich. Nur, wenn es ums Paaren geht, werden die männlichen Exemplare auch mal ruppig. Besonders gut lässt sich das bei Mauerbienen am BeeHome beobachten, wenn sich die ersten Weibchen zeigen. Sofort entbrennt ein wilder Kampf zwischen den Männchen, den immer nur eines gewinnt. Noch rabiater sind Wollbienen, vor allem die Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum). Jedes Männchen sucht sich ein blütenreiches Revier, das es gegen alle fliegenden Insekten verteidigt: Honigbienen, andere Wollbienen-Männchen, selbst gegen Hummeln. Wenn drohen nicht reicht, rammt die Wollbiene den fliegenden Eindringling mit ihren Dornen am Hinterleib. Das Blütenrevier soll so für eine ganze bestimmte Gruppe attraktiv bleiben: Nur Wollbienen-Weibchen dürfen herein und dort Pollen sammeln. Dann ist das Männchen am Ziel und paart sich mit dem Weibchen.
Wunschkinder: Lieber Junge oder Mädchen? Was sich Menschen für ihre Babys nicht so einfach aussuchen können, ist für Wildbienen ganz normal. Mauerbienen-Weibchen etwa können das Geschlecht ihres Nachwuchses selbst bestimmen: befruchtete Eier werden Weibchen, unbefruchtete Eier Männchen. Das ist praktisch für die Reihenfolge beim Schlüpfen. In die Niströhrchen legen die Mamas vorne immer unbefruchtete Eier, weil die Männchen früher schlüpfen und so der Weg frei ist für die Weibchen. Die krabbeln immer einige Tage nach den Männchen aus ihrem Kokon.
Öl statt Blütenstaub: Die meisten Wildbienenarten sammeln für ihren Nachwuchs Blütenstaub und Nektar. Bei der Auen-Schenkelbiene (Macropis europaea) ist das anders. Sie benötigt für den Nachwuchs Öl anstelle von Nektar. Deshalb geht sie bei ihren Flügen auf die Suche nach Pflanzenöl, das sie vor allem bei Gilbweiderich-Arten finden. Das Öl mischt sie mit Pollen zu einem Ölkuchen, der besonders energiereich ist. Ganz ohne Nektar kommt aber auch die Auen-Schenkelbiene nicht aus. Sie braucht ihn als Kraftstoff für ihre anstrengenden Blütenflüge und kleidet damit die Nistkammer aus.
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